SoSe 2014

Mohács 1526. Das Schlachtfeld als Erinnerungsort in Kultur, Wissenschaft und Politik Ungarns seit dem 16. Jahrhundert

Raum/Ort: WiOS, 017, montags 12-14 Uhr, Veranstaltungstyp: Hauptseminar, Turnus: wöchentlich, Beginn: 7. April 2014

Die Stadt Mohács (dt. Mohatsch, kr. Mohač) liegt im heutigen Ungarn in unmittelbarer Nähe zur kroatischen Grenze. In ihrem Umland fand am 29. August 1526 die Schlacht statt, in der die Regionalmacht Ungarn dem geballten Vordringen des osmanischen Heeres chancenlos ausgeliefert war. Das bereits von Zeitgenossen beschriebene Ereignis markiert den staatlichen Niedergang des mittelalterlichen Ungarn, in der traditionellen Lesart symbolisiert sie sogar den Verfall der ungarischen Nation. Ort und Ereignis haben sich so zu einem Thema vermengt, dessen Bearbeitungen über den realgeschichtlichen Bezugsrahmen hinausweisen. Die Kultivierung des Gedenkens an die Niederlage von Christen gegen Muslime gewann früh protestantische, später auch katholische Züge, war aber während der Jahrhunderte nie ausschließlich religiös motiviert; ab Mitte des 19. Jahrhunderts nahm ihr nationales Motiv sogar überhand. Seit 1976 erinnert am einstigen Schlachtfeld eine historische Gedenkstätte an die osmanische Besetzung und die anschließende, von der Mitte des 16. bis Ende des 17. Jahrhunderts dauernde Dreiteilung Ungarns und vergegenwärtigt zugleich seinen Verbleib in der Gemeinschaft der christlichen Staaten, der ohne den Beitrag des Hauses Habsburg wohl nicht möglich gewesen wäre. 

In diesem Hauptseminar soll die Realgeschichte der Schlacht bei Mohács von ihren Vorläufen über ihren Ablauf bis zu ihren zeitgenössischen Folgen anhand der neueren internationalen Fachliteratur untersucht werden. Andererseits wird Mohács als Erinnerungsort behandelt, mit dem sich seit der zeitgenössischen Erlebnisgeneration bis in unsere Tage hinein eines der beständigsten, zugleich wandelbarsten historischen Mythen im Donau-Karpatenraum verbindet. 

Literatur: 

László M. Alföldy: The Battle of Mohács, 1526. In: From Hunyadi to Rákóczi. War and Society in Late Medieval and Early Modern Hungary. Eds. János M. Bak, Béla K. Király. New York 1982, 189-201; Der Erinnerte Feind. Kritische Studien zur „Türkenbelagerung“. Hgg. Johannes Feichtinger, Johann Hess. Wien 2013; 
Géza Pálffy: The Kingdom of Hungary and the Habsburg Monarchy in the Sixteenth Century. New York 2009; 
Géza Perjés: The Fall of The Medieval Kingdom of Hungary: Mohács 1526 – Buda 1541. Boulder/Colorado 1989;
Religiöse Erinnerungsorte in Ostmitteleuropa. Konstitution und Konkurrenz im nationen- und epochenübergreifenden Zugriff. Hgg. Joachim Balcke, Stefan Rohdewald, Thomas Wünsch. Berlin 2013; 
Norbert Spannenberger – Sándor Őze: „Wir brauchen Mohács!“ Historiographie und politische Instrumentalisierung der Erinnerung an eine nationale Niederlage in Ungarn. In: Südosteuropa. Von vormoderner Vielfalt und nationalstaatlicher Vereinheitlichung. Festschrift für Edgar Hösch. Hgg. Konrad Clewing, Oliver Jens Schmitt. München 2005, 327-347; 
János B. Szabó – Ferenc Tóth: Mohács (1526). Soliman le Magnifique prend pied en Europe centrale. Paris 2009.

Bemerkungen: 

Das Hauptseminar ist auch im Hungaricum anrechenbar. 
Anmeldung erbeten bis 25. März 2014 

Leistungsanforderungen: 
Regelmäßige und aktive Teilnahme sowie Hausarbeit