Europapolitik Ungarns von 1990 bis 1994. Westintegration, mitteleuropäische regionale Kooperation und Minderheitenfrage

In diesem Forschungsprojekt werden die ersten vier Jahre der Außen- und Transformationspolitik Ungarns nach dem Systemwechsel untersucht. Es werden die auf drei Säulen fußende Strategie der ungarischen Außenpolitik im entwicklungsgeschichtlichen Kontext analysiert.

Dabei kristallisieren sich die unterschiedlichen Phasen der ersten Säule ungarischer Integrationspolitik heraus, deren zunächst wichtigstes Merkmal die Integration in das westeuropäisch-atlantische Sicherheitsbündnis der NATO war. Eingehende Beachtung findet auch die Schwerpunktverlagerung der Integrationsbestrebungen hin zur EG/EU. In diesem Zusammenhang beschreibt und analysiert der Autor nicht nur die binnenungarischen Transformationsfortschritte, sondern geht auch ausführlich auf die einzelnen Schritte der Annäherung an die EG/EU sowie deren Haltung und vor allem das Europa-Abkommen ein.
Als zweite Säule werden die Beziehungen Ungarns zu den Nachbarstaaten herausgearbeitet. Diese waren zweifach motiviert: zum einen aus binnenwirtschaftlich-politischen Gründen, zum anderen wegen der ungarischen Minderheiten in den Nachbarstaaten. Die gutnachbarlichen Beziehungen sollten positiv auf die Konnationalen in Rumänien, der Slowakei, in Serbien, Kroatien und Slowenien sowie der Ukraine wirken.
Als dritte Säule wird das integrative Engagement Ungarns in Mitteleuropa untersucht. Ungarn als Schnittstelle und Brücke zwischen West- und Osteuropa nahm in den regionalen Kooperationsbestrebungen eine Schlüsselrolle ein. Die Visegráder Kooperation und die aus ihr entstandene Mitteleuropäische Freihandelszone, die Mitteleuropäische Initiative und die Karpaten-Theiß-Kooperation bildeten das Rückgrat der regionalen Kooperationsstrategie.
Dem Projekt liegen die maßgeblichen wissenschaftlichen Publikationen und Auswertungen ausgewählter Zeitungen zugrunde. Zudem wurde auf Quellen der internationalen Organisationen, Gesetzestexte, amtliche Veröffentlichungen und Mitteilungen zurückgegriffen, wurden Internet-Veröffentlichungen analysiert und Stellungnahmen ungarischer politischer Entscheidungsträger berücksichtigt.
(Bearbeiter: Dr. Ralf Thomas Göllner)
(Veröffentlicht als Studia Hungarica Band 47).